Oh Johnny/2

img_0478Der alte Mann steigt die Treppe schwer, zieht sein Holzbein hinterher, noch hundert Stufen, es ist dunkel umher. Die schwache Flamme holt er dichter heran, der Goldzahn blitzt auf, es ist nicht mehr weit. Nacht für Nacht macht er für mich die Lichter an, bin sonst verloren im Ozean. Das ist so viel mehr, als ich für dich zu tun imstande wäre, sage ich. Och, sagt er in einer Art, als ob es viele Worte wären. Ich beeile mich zu erklären … aber jetzt schaut er nur tadelnd gelinde. Wahre Liebe muss nicht nach Worten ringen. Oh Johnny, ich werde dich finden. Nur wo bin ich hier, wo? Und wie weit ist es bis Buffalo?

… Ende …

Oh Johnny/1

img_0468Ruhiger Seegang, verzogen der Sturm, die Gischt, die Wogen, die Wellen leicht gekräuselt nur. Lange Schleppen aus Algenhaar flankieren das Schiff, modrigbraun, golden gesprenkelt im Sonnenlicht. Jooohn-ny, Jooohn-ny, krächzt der Papagei, der eben noch friedlich auf meiner Schulter schlief. Ich ging also zur See … Jooohn-ny … Sei lieb, ich versuche zu steuern unser Geisterschiff.

… wird fortgesetzt …

Fontane ❤️ Auf fb kürzlich wiederentdeckt, gelesen, in See gestochen.

John Maynard!
„Wer ist John Maynard?“
„John Maynard war unser Steuermann,
aushielt er, bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

Die „Schwalbe“ fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo –
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: „Wie weit noch, Steuermann?“
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
„Noch dreißig Minuten … Halbe Stund.“

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –
da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
„Feuer!“ war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich´s dicht,
und ein Jammern wird laut: „Wo sind wir? wo?“
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. –

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durchs Sprachrohr fragt er an:
„Noch da, John Maynard?“
„Ja, Herr. Ich bin.“

„Auf den Strand! In die Brandung!“
„Ich halte drauf hin.“
Und das Schiffsvolk jubelt: „Halt aus! Hallo!“
Und noch zehn Minuten bis Buffalo.

„Noch da, John Maynard?“ Und Antwort schallt’s
mit ersterbender Stimme: „Ja, Herr, ich halt’s!“
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
jagt er die „Schwalbe“ mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n
himmelan aus Kirchen und Kapell’n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug‘ im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldner Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

„Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

Wir lagen vor Madagaskar …

imageDie vielen Tage, durchgewunken mit einem stummen Blick, hinterließen Zeichen auf meinem Gemüt. Ich lese sie nicht. Ein Buch wie Gemüse in Aspik, in Essig ertränkt, nein, das mag ich nicht. Den Sommertag, das warme Sonnenlicht, das Himmelblau, Rosa mit hellem Rand, Madonnenweiß, Orange und Lila, Grün so weit das Auge reicht – will ich mir für später merken. Heute aber wünsche ich mir tiefe Wolken, ein dunkles Meer, einen alten Seemann, der von hanebüchenen Ungeheuerlichkeiten erzählt und davon wie er zu guter Letzt immer wieder in einen sicheren Hafen einfährt.

Eine Hafenkneipe oder die Freudschen Bilder

groemitz1

Schau zur Aussichtsplattform hin, wenn du gleich im Flugzeug sitzt. Ich werde auf und ab marschieren, salutieren und Flieger, grüß‘ mir die Sonne singen, sagte ich als ich mich am Flughafen verabschiedete. Ich bin, versteht sich, nicht marschiert.

Ich habe auch nicht, mit einem Matrosenhemd angetan, im Fischkutter schaukelnd die Fische ins Meer zurückgeworfen und la, la, la Cooola … I asked her name … she said Looola, lalalala Lola tief, wie schräg ins Meer hinaus gebrummt. Ebensowenig habe ich mir in einer Hafenkneipe weinselig far away across the ocean … on the coast of Malabar aus dem Leib gesungen. Man hat mir auch nicht die Fidel gereicht, so dass wir dazu auch nicht tanzten und nicht, zu Tränen gerührt weinten.

Das mache ich nicht. Sollte ich etwa?

Halloween

Mein Platz ist in der Küche, finden meine Hunde. Sag‘ Gender, stachelt der größere den kleineren an, doch der traut sich nicht. Ich gebe beiden einen Hundekeks, denn sie wissen nicht was sie tun.

Halloween, der Geisterzug geht herum. Es ist nicht witzig, ich kriege wohl Saures.

blog9

Neblig, verhangen, wenig Licht.