Worte

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Ich entsorgte ein paar Worte, weil ich´s nicht mehr hören wollte. Ob ich konnte, ob ich wirklich, wirklich sollte. Ich entsorgte ein paar Worte. Ich warf sie in den Wind. Vergeht! Verliert euren Sinn! Störrisch, mürrisch, auf Rache sinnend streckten sie mir die Fäuste. Nur über unsere Worte!

Im Trüben fischen

image„Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte“
Stanisław Jerzy Lec

Zurück, zurück, noch ein bisschen, zurück … Ich stolperte und fiel in den Wassereimer, sodass kleine Flutwellen ringsum auf den Boden klatschten. Meine Brüder, zwei die sich schon immer verstanden ohne Worte, kicherten sich ins Fäustchen. Ich verstockte. Für mich zählten nur Worte. Wir waren ein schweigsames Haus. Die einen fanden blind zueinander in dieser Stille, andere fischten blind im trübkalten Wasser nach Worten. Ich hätte vieles verstanden, wenn ich es mir nicht selbst erklärt hätte.

Ich spreche, also geht es mir schlecht/1

Andersherum, mir geht es schlecht, weil ich mein Wohlbefinden in finstere Worte fasse. Gut möglich. Das Sprechen, ein mächtiges Werkzeug ist uns gegeben. Ein Spielzeug eher, das wir werfen, anderen auf den Kopf hauen, kaputtmachen, mit dem wir Türme und Schlösser bauen, Verstecken spielen, jeder wie er kann. So richtig damit umgehen können wir nicht. Da ist gewiss mehr drin. Ich nehme das „mir geht es schlecht“ und gehe wie ein Chirurg vor. Ich schneide das „schlecht“ raus, entnehme irgendwo ein überschüssiges „gut“ und setze es ein. Es geht mir gut. Wäre das möglich? Und andersherum, wieviel seelisches Befinden kann man ohne Worte zum Ausdruck bringen?

Am Grabstein meiner Mutter wächst eine Wildrose, noch sehr jung und zart. Ich habe sie erst heute entdeckt, ich kann gar nicht beschreiben, wie schön der Moment war. Mehr wert, als die vielen Worte der Aufarbeitung.

Die Rose wird man bestimmt schon bald entfernen. Ordnung muss sein, Worte auch.

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