Im Garten/25.05.16

Herrgott, richte es so ein,
daß es täglich von Mitternacht bis drei Uhr früh regne,
aber langsam und warm, weißt du, damit es einsickern kann;
doch soll es dabei nicht auf die Pechnelke, das Steinkraut, Sonnenröschen,
den Lavendel und andere Blumen regnen,
die dir in deiner unendlichen Weisheit als trockenliebende Pflanzen bekannt sind – wenn du willst, schreibe ich es dir auf ein Blatt Papier auf;
ferner soll die Sonne den ganzen Tag über scheinen,
aber nicht überallhin (zum Beispiel nicht auf den Spierstrauch und Enzian,
noch auf Funkie und Rhododendron) und auch nicht zu stark;
dann möge es viel Tau und wenig Wind geben,
genug Regenwürmer, keine Blattläuse, Schnecken und keinen Mehltau,
und einmal in der Woche
verdünnte Jauche mit Taubenmist regnen.
Amen.

Karel Čapek aus: Das Jahr des Gärtners

Im Trüben fischen

image„Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte“
Stanisław Jerzy Lec

Zurück, zurück, noch ein bisschen, zurück … Ich stolperte und fiel in den Wassereimer, sodass kleine Flutwellen ringsum auf den Boden klatschten. Meine Brüder, zwei die sich schon immer verstanden ohne Worte, kicherten sich ins Fäustchen. Ich verstockte. Für mich zählten nur Worte. Wir waren ein schweigsames Haus. Die einen fanden blind zueinander in dieser Stille, andere fischten blind im trübkalten Wasser nach Worten. Ich hätte vieles verstanden, wenn ich es mir nicht selbst erklärt hätte.