Wünsche an den falschen Mann

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Schwere Schritte im Nebenraum, schlürfend, stockend, schnaufend, gurgelnd geht der Vorhang einen Spaltbreit auf. Sie wünschen? Licht, die Farbe Grün für den frischen Anstrich, Zuversicht, einen Vogel, der an die Hand angeflogen kommt, einen Rosengarten mit Duft, rote Tanzschuhe ohne Fluch, ein Meer gleich hinterm Wald, Hände, die Klavierspielen, Kaminfeuer, Stille, Sternenhimmel und fallende Sterne mit Schweif, Kekse, nicht zu süß (was soll’s), ein Band, das mich fest an das Leben bindet, freien Kopf, sorgenfrei, vieles soll bleiben wie es ist … Hier nicht! Na dann bleib‘ wo Du bist, Weihnachtsmann. Und schau‘ bei Gelegenheit in den Spiegel, alter Mann!

Wir alle spielen Theater

rote_samtstühle

Hinaus, sage ich, stehe da mit ausgestrecktem Arm und angehobenem Kinn. Meine Hunde, denen die theatralische Geste gilt, lenken ein, sie haben verstanden. Hinausgehen werden sie freilich nicht, aber nun ärgern sie mich nicht. Wir sind ein eingespieltes Team, verstehen einander gut. Der dramatischen Pose bedürfte es eigentlich nicht. Ach was, schadet nix, spricht unbekümmert der Mensch aus mir. Ich habe eine Rolle zu spielen.

Eine Hafenkneipe oder …/2

baummitvogel

Diesmal ein Traum. Meine drei Komplizen und ich brachten zwei Menschen um. Der eine gehörte so – die Sachlage im Traum ließ keinen anderen Schluss zu. Der andere, nun ja der fiel irgendwie mit um. Skurril, aber als Nächstes verabredeten wir uns zum Wellnesstag. Balneotherapie. Wohl um die Schuld mit Wasser herunterzuspülen, die Deutung scheint mir auf der Hand zu liegen. Einer der Mittäter äußerte seine Bedenken, ob der Schädlichkeit des Wassers. Die anderen teilten die Sorge nicht. Der Badetag fiel dann doch aus. Gut so, meinte der eine, die anderen schauten sich verlegen um. Wir wollten Buße tun.

Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Sollte ich etwa?

Halloween

Mein Platz ist in der Küche, finden meine Hunde. Sag‘ Gender, stachelt der größere den kleineren an, doch der traut sich nicht. Ich gebe beiden einen Hundekeks, denn sie wissen nicht was sie tun.

Halloween, der Geisterzug geht herum. Es ist nicht witzig, ich kriege wohl Saures.

blog9

Neblig, verhangen, wenig Licht.

Völkerball

Der erste gefallene Soldat das war immer ich. Unsere mir wohlgesinnten Killerkönige räumten mich zeitig vom Feld, danach begann die Schlacht. Kopf, Bauch, Nieren alles Ehrentreffer. Ich, im Außen fühlte mich wie ein Gewinner.

Ich stehe auch heute noch gerne im Aus. Durch geschicktes Ausweichen habe ich mir Ruhe erkauft. Teuer, hat mich den Schneid gekostet, den ich mir habe abkaufen lassen. So sage ich’s wenigstens hier. Braunes Gedankengut bleibt braun, auch wenn es sich als Sorge um das Heil des Landes tarnt. Das Heil des Landes wird bedroht, wenn sein Volk den Anstand verliert und sein menschliches Gesicht durch die Sorgen seiner braven Bürger häßlich wird, so sehe ich das. Auch ich habe Sorge um dieses Land.

Heldenzeit

Meine literarischen Helden sind gefiedert (Fup, die Ente) oder gehörnt (Ferdinand, der Stier). Keine Menschen. Es ist Tierisch um mich herum. Aufgefallen ist es mir als ich von Nachbarn zu Kuchen eingeladen, auf die Frage, wie ich meinen Kaffee trinke, verkündete: „Wir trinken unseren Kaffee weiß ohne Zucker“. Einfach so, unreflektiert und zunächst unbemerkt ist der Pluralis Majestates aus mir herausgesprudelt. Wieder daheim begrüßten mich stürmisch die Hunde, beleidigt zwar, aber wie soll schon ein Hund seine Freude überspielen? Mit breitem Strahlen und einem knuffigen Ruck mit den Armen sagte ich: „Jetzt machen wir uns aber ein feines Häppchen für Zwischendurch“. Pluralis Majestates, der Krankenschwesternplural.

Dann fiel mir Fup ein und Ferdinand, vielleicht noch Pinocchio, halb Mensch halb Holzpuppe (in ewiger Hassliebe verbunden). Keine Menschen.

Tierische Zeiten. Weil es herausschallt wie man hineinruft? Ich habe nicht hineingerufen. Wahrscheinlich reicht es aber in lärmenden Zeiten nicht aus, da müßte man schon den Mut haben vorzutreten. Habe ich auch nicht.

Andererseits, vielleicht gibt’s nichts Besseres als das Tierische in uns. Aus ihren (namentlich den der Hunde) Augen leuchtet das unzerstörbare Prinzip, also die Urkraft in allem Lebendigen, wie schon Schopenhauer richtig erkannte.

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Sie sind alle gleich

Bild 1. Perfekte Tarnung, wacher Blick, augenscheinlich ein sehr guter Plan.

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Bild 2. Präzise berechneter Sprung. Ein wenig waghalsig für mein Dafürhalten, zeugt von Risikofreude.

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Bild 3. Schnelles Zugreifen und Rückzug, die Beute gesichert.

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Bild 4. Showeinlage.

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Bild 5. Untertauchen in der Menge.

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Das Eichhörnchen kommt mehrmals täglich, oder sind es mehrere Eichhörnchen, die jeweils nur einmal kommen? Für mich sehen sie alle gleich aus.

OT: Die sind doch alle gleich! Nein, sind sie nicht. Gerade heute, da die Gerechten uns pöbelnd und gleichmachend auf die unausweichliche Bedrohung einschwören, ist es gut ein Eichhörnchen im Garten zu haben, das einem ein Spiegel vorhält, in dem sich die vornehmste menschliche Eigenschaft widerspiegelt: Die grenzenlose Dummheit, die alle Vorurteile der Welt einschließt und ständig neue produziert.